Hallo!
Da relativ viele Studenten so ihre Probleme mit Grubi haben und nicht wissen, wie sie die Prüfung angehen sollen, habe ich beschlossen einen kleinen Leitfaden zu schreiben, der hoffentlich einige Fragen beantworten wird. Gleich zur Info: Das sind alles natürlich
subjektive Eindrücke.
Voraussetzungen: Ich selbst bin ein Student im fortgeschrittenen Semester mit großem Interesse an Biochemie. Von sämtlichen chemisch/biologischen Fächern auf der Boku hat mir nur noch Grubi + Labor gefehlt. Was ich auf jeden Fall als Voraussetzung empfehlen würde ist die Prüfung für organische Chemie. Ohne geht es vermutlich auch, aber definitiv schwieriger, da viele Grundlagen gebracht werden (z.B. was ist ein Aldehyd/Keton?). Die Grundlagen aus den meisten anorganischen Fächern sind auch wichtig, ebenso halte ich ein gewisses molekularbiologisches Grundverständnis für notwendig. Fazit: Erst ein paar andere Prüfungen vor Grubi machen!
Der Besuch der Vorlesung ist meiner Meinung nach nicht unbedingt obligat, aber doch zu empfehlen. Ich hatte die Prüfung 2 Jahre nach Besuch der Vorlesung abgeschlossen und wusste fast garnichts mehr, meine Notizen der VO haben mir allerdings sehr weitergeholfen. Außerdem ist Prof. Altmann ein recht witziger und interessanter Vortragender, ich bin immer sehr gerne in die VO gegangen.
Zeitaufwand und RessourcenIch gehöre zu den "Langsam-Lernern" und habe mir einen Monat Zeit genommen. In Absprache mit diversen anderen Kollegen ist das eine durchaus übliche Zeit. Gibt auch welche, die meinen 2-3 Wochen seien ausreichend.
Ohne Lehrbuch zu lernen halte ich für extrem sinnlos. Mit welchen genau ist umstritten, der Jaussi ist allerdings sehr beliebt und war für mich eine kleine Biochemie-Bibel. Falls jemand Grundlagen aus OC auffrischen möchte kann ich noch das Skript von Prof. Kosma empfehlen (bzw. das Organikum aus der Lehrbuchsammlung), für diverse biochemische Methoden (die letzten beiden Kapitel) gibt es in der Bibliothek auch ein paar interessante Lehrbücher. Prinzipiell sollte der Jaussi aber reichen, in Kombination mit seinen "Kraftpunkt-Folien".
Man findet auf der Grubi-Seite
http://www.chemie.boku.ac.at/grubi.htmlbei "Unterlagen" auch ein pdf-File mit wichtigen Strukturformeln, die sollte man können!
http://www.wikpedia.de war außerdem auch ein ständiger Begleiter.
http://www.youtube.com ebenso, hier werden diverse Dinge gut erklärt.
http://www.google.de hat mich übrigens öfter auf diese sehr hilfreiche Seite gebracht:
http://www.chemgapedia.de : Enthält sehr gute Beschreibungen, teilweise viele Bilder und Videos. Sehr empfehlenswert!!
http://www.mathiasbader.de/studium/biol ... php?lng=de : Hier können spielerisch Aminosäuren gelernt werden (mit Statistik=) Nett für zwischendurch. Danke an Ivan für den Hinweis!
Prüfungsfragen im LBTforum: Ich persönlich habe mir keine einzige Prüfungsfrage angeschaut. Ich halte nicht viel davon und wusste schon von Gesprächen mit Kollegen, wie er so prüft.
Prioritäten beim Lernen:Salopp formuliert habe ich 3/4 meiner Lernzeit damit verbracht den Stoff zu verstehen und um mir Notizen und Zusammenfassungen zu schreiben (davon aber eher weniger). Das restliche Viertel war effektives Lernen. Es gibt nicht besonders viel, was man stur auswendig lernen muss, darum geht es bei Grubi auch nicht. Verständnis ist ABSOLUTE Voraussetzung. Kapitelgemäß gibt es eigentlich keine Priorität, er fragt laut meiner Erfahrung kunterbunt durch den Stoff.
Was das wiederholen betrifft: Jeder lernt unterschiedlich, aber ich rate dazu, nicht den gesamten Stoff erst zu wiederholen, wenn man mit allen Foliensätzen durch ist. Der Stoff ist zwar sehr interessant und baut auf Verständnis auf, dennoch gehen gewisse Sachen einfach verloren.
Situation bei der Prüfung (schnell zusammengefasst):Es werden 12 Fragen gestellt + 4 Fragen vom Rechentest. Details dazu gibts im Internet. Jede Frage ist 4 Punkte wert (beim Restentest zählt eigentlich nur "richtig" und "nicht richtig".) Zeit: 90 min. Aus Erfahrung absolut ausreichend. Sofern man nach der Bewertung nur knapp negativ ist prüft er meist nochmal mündlich nach, ebenso wenn man zwischen zwei Noten steht.
Wie genau fragt er jetzt eigentlich:Tja, da gehen die Meinungen auch stark auseinander, deswegen wie gesagt
meine Eindrücke:
Zum Einen fragt er gerne sehr kreative Dinge, z.B. "Ich habe neulich im Kurier gelesen, dass ... Stimmt das, oder nicht und warum?" oder "Am Kopf von Spermien warten das Enzym Hylaronidase auf seine große Aufgabe. Was könnte diese sein unter der Voraussetzung, dass ...". Diese Art zu fragen ist gewöhnungsbedürftig und sagt nicht vielen Kollegen zu, außerdem sind die Antworten meist auch sehr stoffübergreifend, vernetzendes Denken ist Vorrausetzung. Ich persönlich hab die aber sehr gern gehabt, sowas lockert während der Prüfung auf=) Wenn man hier kein Verständnis über die Materie hat -> no chance.
Zum Anderen fragt er sehr gerne gewisse Details, meistens kommt das sehr unerwartet. Diese Details stehen meistens auf einer gewissen Folie als Beispiel für irgendeinen Mechanismus/Methode/etc. manchmal sogar nicht besonders hervorgehoben. Hier meine Empfehlung: Wenn ihr lernt und ihr stößt auf ein gewisses sehr unverständliches Details: nicht ignorieren!! Schnell erkundigen, mit Notiz versehen und fertig!
Anderseits fragt er überblicksmäßig, z.B. "welche ATPasen gibt es und welche Funktion haben sie?". Diese Fragen sind meist recht leicht zu beantworten.
Ich habe zB. bei ca. 7-8 von 12 Fragen sofort gewusst, was ich schreiben muss. Die restlichen erfordern eben etwas Nachdenken (ist allerdings recht unterschiedlich)
Hier noch Tipps: Wenn er Fragen stellt á la "Nennen sie dies und das", dann möchte er eigentlich auch die Eigenschaften/Mechanismus/etc beschrieben haben, also nicht einfach nur aufzählen. Er möchte wissen, dass ihr die Frage verstanden habt.
Zum anderen legt er (leider oder Gott sei Dank) Wert auf gewisse Formulierungen. Das hat einige schon so manchen Nerv gekostet, mir ebenfalls. Z.B. er möchte hydrophobe Wechselwirkungen beschrieben haben. Nach einer relativ detailreichen Beschreibung hat ihm allerdings die Formulierung "hydrophobe Substanzen versuchen die Grenzfläche zu Wasser möglichst gering zu halten" gefehlt. Das ist zwar richtig aber meiner Meinung nach meistens eher etwas unfair, v.a. wenn man eh einen guten Überblick gegeben hat.
Deswegen hier mein Tipp: Gewisse Dinge sollten bei der Prüfung sehr präzise formuliert werden. Das Gefühl dafür erhält man während dem Lernen, gewisse Dinge sind nunmal wichtiger als andere.
Insgesamt gesehen benotet er also etwas "eigen".
Gerüchte: Viele Kollegen berichten, dass man diese Prüfung "sowieso erst beim 2. Mal schafft". Jein. Ich persönlich habe sie auch zweimal machen müssen, das lag aber weniger am fehlenden Wissen, sondern eher an der Art wie er fragt und am fehlendem vernetzenden Denken (das kann man sich hier aber sehr gut durch häufigeres Wiederholen des Stoffes aneignen!). Sie ist sicher machbar beim ersten Versuch. Falls ihr euch dennoch ungerecht beurteilt fühlt, meldet euch bei Prof. Altmann. Sofern er nicht extrem im Stress ist kann man sehr gut mit ihm reden, bei mir hat er in der Einsichtnahme sogar eingesehen, dass er mir noch 1-2 Punkte schuldig war. Das ist allerdings keine Garantie für andere in derselben Situation =)
Mein Fazit: Der Stoff ist extrem interessant und eine sehr wichtige Voraussetzung für später, hier kommt vieles zusammen, was man irgendwann irgendwie eh schon mal gehört hat. Das Vorbereiten für die Prüfung ist sehr zeitaufwendig, die Prüfungssituation sehr entspannt. An die Art der Fragestellung muss man sich erst gewöhnen.
Also: Die Prüfung ist machbar. Der interessante Stoff hat so manchen Frust weggeblasen=)
Ich hoffe, ich konnte einem guten Überblick geben und weise nochmal auf die Subjektivität hin. Wer weitere Fragen hat kann diese gerne stellen, ich beantworte sie gern!
Alles Gute und viel Erfolg bei der Prüfung!
lG
Michi